Kenngrößen

2 Kenngrößen von Kondensatoren
2.1 Kapazität eines Kondensators
2 Kenngrößen von Kondensatoren
In diesem Kapitel werden die für einen Kondensator wesentlichen Kenngrößen vorgestellt und näher erläutert. Diese Kenngrößen sind wesentlich für die Auswahl eines
Kondensators für eine bestimmte Applikation.
2.1 Kapazität eines Kondensators
Die wichtigste Kenngröße eines Kondensators ist dessen Kapazität C (engl.: Capacity). Mit der Kapazität C wird die Eigenschaft eines Kondensators beschrieben, in
welchem Maß er in der Lage ist elektrische Energie zu speichern, wenn eine (gegebene) Spannung U angelegt wird. Die Kapazität gibt an, wie viel Ladungseinheiten pro
Spannungseinheit im Kondensator gespeichert werden können. Des Weiteren ist die
Kapazität wichtig für den Wechselstromwiderstand eines Kondensators bei bestimmten
Frequenzen und bestimmt damit maßgeblich die Eigenschaften bei der Anwendung in
Filtern.
Kapazität C
Die Einheit in der die Kapazität angegeben wird, ist Farad. Diese wurde nach dem englischen Naturforscher und bedeutsamen Experimentalphysiker Michael Faraday (1791
bis 1867) benannt. Ein Kondensator, welcher auf ein Volt mit der Ladung von einem
Coulomb aufgeladen wird (hierbei fließt ein Ampere für die Dauer von einer Sekunde),
hat die Kapazität von einem Farad.
Es gilt der folgende Zusammenhang:
1F = 1
AS
V (2.1)
Die Kapazität eines Kondensators wird üblicherweise in pF, nF oder µF angegeben. Die
bis heute gebräuchlichsten Kondensatoren liegen innerhalb dieser Größenordnung. Im
Bereich der Superkondensatoren werden auch Werte größer einem Farad erreicht. Die
Entwicklung geht dahin immer größere Kapazitätswerte zu erzielen.
Die Kapazität eines Kondensators ist im Wesentlichen von der Fläche, welche die
­Elektroden gemeinsam abdecken, dem Abstand der Elektroden zueinander, dem
­verwendeten Dielektrikum und dessen Dicke abhängig (siehe Kapitel 1.8 Kondensator).
So kann die Kapazität eines Kondensators durch folgende Parameter konstruktiv
gesteigert werden:
• Steigerung der effektiven Fläche der Elektroden
• Verkleinerung des Abstandes zwischen den Elektroden
• dünnere Schicht des Dielektrikums
• Steigerung der Isolation durch ein geeignetes Dielektrikum mit höherer Permittivität
bzw. besserer Dipolbildung
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2 Kenngrößen von Kondensatoren
2.1 Kapazität eines Kondensators
2.1.1 Abhängigkeit von der Spannung
Durch Anlegen einer Spannung kommt es bei bestimmten Isolierstoffen, welche in
Kondensatoren als Dielektrikum eingesetzt werden, zu einer Änderung der Permittivität
εr und in Folge dessen zu einer Reduzierung der Kapazität. Dies lässt sich dadurch
begründen, dass bei den hier benannten Dielektrika im Zusammenhang mit dem
Anlegen einer spezifischen Spannung an den Elektroden, eine definierte Polarisation
der Moleküle auftritt. Dadurch reduziert sich die Permittivität εr des Materials bzw. des
Dielektrikums.
10
0
Kapazitätsänderung ∆C/C0 (%)
–10
–20
–30
–40
–50
–60
–70
NP0
X7R
X5R
Y5V
–80
–90
–100
0
5
10
15
20
25
30
35
40
DC Spannung (V)
Abb. 2.1: Spannungsabhängige Kapazitätsänderung, Beispiel: Keramikkondensatoren
2.1.2 Abhängigkeit von der Frequenz
Es existieren Kondensatortypen, bei denen es frequenzabhängig zu einer Änderung der
Permittivität εr kommt. Im Allgemeinen sinkt die Kapazität des Kondensators, wenn die
angelegte Frequenz zunimmt.
Dies kann am Beispiel eines X2-Filmkondensators, in dem Polypropylen als
­Dielektrikum verwendet wird, verdeutlicht werden. So zeigt der Graph in Abbildung 2.2
die prozentuale Änderung der Kapazität über das Frequenzband von 1 kHz bis
100 kHz.
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2.1 Kapazität eines Kondensators
0,50
Kapazitätsänderung ∆C/C0 (%)
0,30
0,10
–0,10
–0,30
–0,50
–0,70
–0,90
–1,10
1,0
10,0
100,0
Frequenz f (kHz)
Abb. 2.2: Frequenzabhängige Kapazitätsänderung, Beispiel: MKP Filmkondensator
2.1.3 Abhängigkeit von der Zeit
Es können Änderungen der Kapazität über die Zeit bzw. während des Einsatzes in der
Applikation auftreten. Mögliche Effekte sind:
a)zeitlich begrenzte Kapazitätsänderung durch Temperaturwechsel
Wird der Kondensator sehr großen Temperaturwechseln ausgesetzt, welche noch
innerhalb der zulässigen und spezifizierten Temperaturgrenzen sind, kann es dazu
kommen, dass der Kondensator hier eine gewisse Zeit nicht den angestrebten Kapazitätswert aufweist. Die Abhängigkeit der Kapazität von der Temperatur ist in Kapitel
2.10 Temperaturkoeffizient/Temperaturabhängigkeit detailliert aufgeführt.
b)Kapazitätsänderung durch Alterung
Die Alterung eines Kondensators ist durch dessen Typ und den darin verwendeten
Materialen bedingt. Das jeweilige Alterungsverhalten muss der Anwender dem
­Datenblatt des Kondensators entnehmen bzw. dieses über den Hersteller in Erfahrung bringen.
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